08Heute findet eine erneute Bewährungsprobe für US-Präsident Trump und damit letztlich für das Wirtschaftssystem statt. Denn als Präsident der USA haben seine Worte und Taten enormes Gewicht. Mit dem Amt sind weitreichende Entscheidungen verbunden. So zuletzt das Pariser Klimaabkommen, welches er als Präsident ohne die breite Zustimmung seines Volkes aufkündigte. Doch dies soll nicht das Kernthema sein, sondern vielmehr die Kopplung des US-Präsidenten an das Währungspaar Euro-Dollar. Warum Trump und Euro so eng verknüpft sind? Dazu blicken wir zurück zur Wahlnacht.
So reagierten Trump und Euro direkt zur Präsidentschaftswahl
Im November 2016 lief das Kopf-an-Kopf-Rennen um die US-Präsidentschaft in die letzte heiße Phase ein, und damit auch die „Wetten“ über die zukünftige Entwicklung. In der „Welt“ stand, was die meisten Medien zu dieser Zeit über die Wirtschaftsaussichten dachten, wenn Donald Trump zum Präsidenten gewählt werden würde: „Die Finanzmärkte würden abstürzen, die globale Ökonomie langsamer wachsen, zudem drohen Handelskriege.“ (Quelle)
Im ersten Effekt war dem auch so. Der DAX stürzte rund 10 Prozent ab und stabilisierte sich nur knapp über der Marke von 10.000 Punkten. Und der Dollar erlebte einen ersten Schock. Für das Währungspaar Euro-Dollar bedeutete dies im Umkehrschluss eine Art „Wiederbelebung“. Immerhin verlor der EUR/USD (wie das Kürzel lautet) im Jahr 2014 auf 2015 rund 30 Prozent seines Wertes von 1.36 auf 1.05 im Tief. Die Stabilisierung im Jahr 2016 war für die meisten Analysten nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zur Parität. Da waren sich auch Ökonomen sicher und die Redaktion von w : o berichtete darüber HIER
Nach dem Wahlergebnis selbst gab es somit in der ersten Reaktion einen massiven Kauf von Euros und einen Verkauf von Dollars. Dabei kam es direkt nach den Wahlergebnissen zu Kursen von rund 1.13 – jedoch nur kurzzeitig, denn die Märkte drehten. Im Gleichlauf mit einer Aktienrallye ebbte die Euphorie im Goldpreis ebenso ab wie im Euro. Genauer gesagt: Der Dollar wurde wieder stärker. Und schon wenige Tage später kehrten die Indizes und Währungen auf das ursprüngliche Niveau zurück. Den Spike im EUR/USD sieht man jedoch noch immer im Chartbild, wenn man sich die Zeit ein wenig eingrenzt:
Kehrtwende bei Trump und Euro?
Schon im Dezember war den Börsianern klar, einen Wirtschaftsschock gibt es (erst einmal) nicht. Weltweit stiegen die Börsen an und Investoren setzten sehr schnell auf Wachstum. Immerhin gab es auch eine Menge spannender Pläne vom neuen US-Präsidenten, wie ein großes Steuersenkungsprogramm, Abbau von Regulierungen für den Finanzsektor oder Infrastrukturmaßnahmen. Im Januar kletterte der Dow Jones über 20.000 Punkte und auch der DAX ließ die Hochs aus dem Jahr 2015 sehr sportlich hinter sich. Aktuell steht die Wall Street bei allen großen Indizes auf Rekordhoch. Von einer Eintrübung oder gar Absturz kann also keine Rede sein. Aktuell jedenfalls nicht.
Und wie reagierte der Euro-Dollar? Hier gab es noch einen Versuch, in Richtung Parität vorzudringen, als in den USA ein Wirtschaftswachstum von bis zu 4 Prozent prognostiziert wurde. Doch in den letzten Wochen hat sich das Sentiment zumindest im Währungsbereich gedreht. Erste Investmentbanken und Analysten favorisieren nun den Euro wieder. Neben dem Entweichen politischer Unsicherheiten in Europa (siehe Frankreich-Wahl) sicherlich auch, weil die angedeuteten Pläne von Donald Trump bisher nicht zur Umsetzung kamen.
So stabilisierte sich der EUR/USD wieder und erklomm mit Kursen über 1.10 im Zuge der Präsidentschaftswahl Frankreichs auch festeres Terrain. Mehr noch: Der Euro erklomm am Freitag genau das Niveau, welches er im Spike zur US-Präsidentschaftswahl kurz markieren konnte. Ich berichtete darüber am Wochenende HIER mit diesem Chartbild:
Aktueller Blick auf die Charts
Genau an diesem Punkt stoppte der EUR/USD am Freitag als Abschluss der vergangenen Handelswoche. In dieser Woche berührte er diese Schwelle um 1.128x mehrfach, konnte sie aber nicht brechen. Im Stundenchart ist dies nun sehr deutlich zu sehen:
Dabei ist die Tendenz im Tageschart widerum ungebrochen:
Impulse sind nun gefragt, um diese Widerstände zu überwinden, oder aber an ihnen zu scheitern. In der Charttechnik wird dies häufig als MOB (make or break) betitelt.
Ausschlaggebend könnte heute Nachmittag die EZB-Sitzung sein und auch die Aussage des ehemaligen FBI-Chefs in den USA. Denn dies wirkt sich unmittelbar auf Präsident Trump aus. Dabei droht im schlimmsten Fall ein Amtsenthebungsverfahren und damit eine Zeit der großen Unsicherheit. Tritt dies ein, schwächt es rein logisch argumentiert die Währung Dollar und sollte dem Euro weiter Kraft verleihen.
Als Anleger und Trader wartet man solche Entscheidungen jedoch ab.
Herzlichen Dank für Ihr Interesse und viel Erfolg,
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)