Einen DAX im Bann der Politik hatten wir zuletzt vor der US-Präsidentschaftswahl im Ausland und bei der Bundestagswahl im September. Mit dessen Ergebnis wurden die Weichen für die neue Regierung leider nicht ausreichend gestellt. Daher finden noch immer Gespräche und Verhandlungen statt, die in der vergangenen Woche gleich zum Wochenstart für Kursausschläge sorgten. Wie sich dies genau auswirkte und welchen Ausblick man auf die kommende Woche trotz weiterer Verhandlungen geben kann, stelle ich nun ausführlich dar.
An der 13.000 ist DAX der politische Spielball
Da wir vor einer Woche unter der 13.000er-Marke schlossen, hatte ich einen verhaltenen Ausblick gegeben. Genauer wurde in der Analyse der Vorwoche bemerkt, dass wir zwischen dem Tief um 12.85x (was übrigens ab dem Top das 38,2% Fibonacci-Niveau darstellt) und dem Abwärtstrend pendeln könnten und erst danach ein größeres Signal generiert wird. Im Schaubild sah dies so aus:
BEIDE Szenarien fand Verwendung. Mit Eröffnung am Montag und der ersten Ernüchterung über die geplatzte Jamaika-Koalition startete der DAX vorbörslich sehr schwach und touchierte die untere Zone. Danach bewahrheitete sich erst einmal die Börsenweisheit „Politische Börsen haben kurze Beine“ und es fand eine Rückeroberung der 13.000 statt. Damit verbunden ein Ausbruch über die gezeigte Trendlinie. Am Dienstag wurde diese noch einmal per Pullback getestet und danach rannten die Bullen los:
Bis über 13.200 Punkte reichte die Kraft, bevor dann die Bären zum Gegenangriff riefen. Denn an der Wall Street war die Partystimmung etwas eingetrübt. Mit einem möglichen Doppeltop bei 23.600 Punkten vollzog sich dort ein kleiner Widerstand und Respekt am Markt:
Ebenfalls bremsend wirkte die neuerliche Stärke des EUR/USD. Sie sorgte letztlich auch vor dem Donnerstag für ein erneutes Anlaufen der 13.000er-Marke. Am Donnerstag selbst war kein Handel in den USA, sondern das traditionelle Truthahnessen. Zudem aber auch die Vorbereitung auf den „Black Friday“ – für Shopping-Begeisterte ein wichtiges Event vor Weihnachten. Hier winken immer Rabatte und Schnäppchenangebote.
Die Händler und Börsianer wurden nicht enttäuscht. Profitieren konnten davon die großen Handelsketten in den USA wie Walmart, Target oder Macy’s. Allen voran aber der Onlinehändler Amazon. Mit einem neuem Rekordhoch legte er nun rund 20% über der 1.000er-Marke im Kursniveau neue Maßstäbe. Mitgezogen wurden davon auch der marktbreite S&P500 mit neuem Rekordniveau und der Technologieindex Nasdaq100.
Im DAX fand der Feiertag in den USA erst einmal wenig Anklang, doch auch hier war die Vorbörse trügerisch. Ähnlich dem Montag war die Panik übertrieben, wie hier im Chartbild dargestellt:
Der Freitag als Brückentag in den USA bescherte im DAX zumindest einen neuen Anlauf zur 13.160er Marke. Auslöser war das Rekordniveau im ifo-Geschäftsklimaindex. So hoch stand dieser noch nie. Grundlage dafür sind übrigens Befragungen von 7.000 Managern. Von der ifo-Institut-Seite habe ich folgende langfristige Entwicklung entnommen:
Wenig später folgte jedoch wieder Ernüchterung beim Blick auf den steigenden EUR/USD. Wie schon am Dienstag war dies quasi der „Sand im Getriebe“ für unseren DAX. Denn während in den USA (wenn auch im verkürzten Handel) neue Rekorde geschrieben wurden, gab der DAX ab dem Hoch am Freitag rund 100 Punkte ab und näherte sich erneut der 13.000er-Marke.
Übrig blieb zwar ein Wochengewinn von 0,5 Prozent, jedoch kein zufriedenstellender Ausbruch. Der Markt bleibt insgesamt recht volatil und ist schnellen Richtungswechseln unterzogen. Zum Wochenausklang fasste ich dies im 4-Stundenchart einmal zusammen:
DAX ist Spielball der Politik in Deutschland – bleibt das so?
Die Politik und damit die runde Marke von 13.000 könnte uns also auch weiterhin beschäftigen. Im aktualisierten Stundenchart des XETRA-DAX sieht man die Dominanz der Trendlinie, die Überwindung und auch das nochmalige Abstoßen in der zweiten Wochenhälfte:
Damit hat diese Linie nun „ausgedient“. Eine neue Orientierung für die neue Woche kann die Verbindung der Bewegungstiefs bringen. Kürzt man (charttechnisch nicht sauber!) die Extrempunkte der Kerzen heraus, lässt sich eine Aufwärtstendenz konstruieren. Sie liegt aktuell in etwa auf dem interessanten Niveau knapp über 13.000 Punkten und ist in deren Kombination für mich eine Unterstützung:
Dies bedeutet konkret für ein bärisches Szenario: Kurse unter 12.990 Punkten würde ich erneut zum Shorten nutzen mit Ziel 12.930 / 12.905 und bei Panik auch 12.85x
Auf der Oberseite sind auch einige Punkte zu verbinden, die letztlich auf eine abnehmende Vola und einen Keil abzielen. Dienstag und Mittwoch war der DAX mit einer Handelsspanne von 182 Punkte noch am volatilsten. Dies könnte sich etwas einengen, aber letztlich wird eine Entscheidung über 13.100 oder unter 13.000 vollzogen werden:
Die bullische Variante der Auflösung würde ich bereits über 13.100 handeln und damit auf die Bewegung zur 13.160 und 13.210 als weitere Ziele spekulieren.
Impulse könnten am Mittwoch vom Bruttoinlandsprodukt der USA oder am Freitag vom ISM Index bzw. der US-Notenbankreden kommen. Im Chart werden wir die Bewegungen auf jeden Fall sofort sehen und interpretieren können. Dafür ist mein Wochenausblick zur Orientierung gedacht.
Herzlichen Dank für Ihr Interesse und einen erfolgreichen Wochenstart,
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)