In der Vorwoche sahen wir einen recht stabilen DAX. Dieser legte um 3,6 Prozent zu und entwickelte sich damit parallel zum Dow Jones an der Wall Street. Die Groko als neue Regierung in Deutschland hatte darauf wenig Einfluss. Ebenso die Androhung von US-Strafzöllen und die EZB-Sitzung am Donnerstag. Was sich in der Vorwoche genau vollzog, erörtere ich hier noch einmal kurz und gebe dann einen Ausblick auf die charttechnischen Rahmenbedingungen der kommenden Handelswoche.
Emotionaler Wochenstart an der Börse
Die Zeichen standen auf Rot zum Wochenstart. Bereits vorbörslich fielen die DAX-Indikationen und damit der Future (ab 8 Uhr Handel des FDAX) unter die skizzierte Unterstützung. Hierzu noch einmal als Erinnerung das große Chartbild aus der Vorwochenanalyse:
Mit der Eröffnung im XETRA-Handel wurde dieser Bereich jedoch schnell zurückerobert und ist in der Charteinstellung 9.00 Uhr bis 17.30 Uhr somit nicht zu sehen.
Der Montag konnte dann letztlich über der Marke von 12.000 Punkten enden und den besten Tag der Handelswoche manifestieren. In Summe zeigte er eine Handelsspanne von 400 Punkten auf, wie ich im Forum hier vermerkte:
Mit 1,5 Prozent Kurszuwachs direkt nach der GroKo-Entscheidung und Italien-Wahl (beide Entscheidungen bewegten uns vor genau einer Woche) kann man dies als positive Marktinterpretation zusammenfassen.
Der Dienstag konnte hier noch einmal einige Punkte zum Start aufsatteln und damit ein GAP verursachen. Dies hatte starke Anziehungskraft, da es mit Blick auf die Vorwoche und dessen GAPs eine Insel formierte. Im Hoch stand die 12.260 Punkte-Marke auf der DAX-Tafel. Doch per Schlusskurs wurde sich wieder am Montagsschluss orientiert und damit das GAP geschlossen. Dazu schrieb ich an dieser Stelle etwas:
Erst am Mittwoch gelang dann der Sprung über die 12.200 auch per Notiz zum Closing. Dies war ein positives Signal und die Revision des Short-Signals von vor zwei Wochen. Folglich gelang dem DAX charttechnisch auch am Donnerstag noch ein weiterer Schritt nach oben und am Freitag sogar kurzzeitig der Blick über die Marke von 12.400 Punkte. Zwischenzeitliche Schwäche-Signale waren hier nicht von Dauer, aber auch die gab es natürlich, wie dieses Signal-Posting basierend auf einer Trendlinie zeigt:
Vier positive Tage also und ein Freitag, der eher als Konsolidierung wahrgenommen werden kann. Denn hier wirkte der robuste Arbeitsmarkt stützend. Es wurden außerhalb der Landwirtschaft 313.000 neue Stellen geschaffen. So schaut letztlich die Gesamtwoche sehr positiv aus:
Der negative Fakt von US-Präsident Donald Trump, Schutzzölle für einzelne Bereiche der Wirtschaft zu definieren (Aluminium 10% und Stahl 25%) schlug (noch!) nicht auf die Aktienmärkte durch. Man konnte es trotz aller negativen Meldungen sehen, der DAX steigt trotzdem. Dabei fürchten Autobauer einen Handelskrieg. Die Exportwerte Volkswagen, Daimler und BMW aus dem DAX könnten hiervon direkt betroffen sein, wie auch die Zulieferer aus der Automobilindustrie. Ob der DAX dann trotzdem steigt, ist zu bezweifeln.
Auch kann eine Gegenreaktion der EU diese Situation weiter verschärfen. Eine vorläufige Liste der EU-Kommission sieht Strafzölle auf US-Produkte wie Whiskey, Mais und Erdnussbutter vor. Welche Auswirkungen dies haben kann, ist sehr schwer abzusehen. Von daher werde ich dazu erst Stellung beziehen, wenn mehr Fakten auf dem Tisch liegen. Vermutlich kürzte sich dieser erste negative Effekt mit der positiven Meldung weg, dass sich US-Präsident Donald Trump mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un versöhnen oder zumindest treffen möchte.
Da es hier aber vorrangig um die Chartaussichten für die kommende Woche im DAX gehen sollte, baue ich diesen Einschub nicht weiter aus und lenke nun inhaltlich wieder zurück zum Kernthema.
Ausblick auf die kommende Handelswoche
Bezugnehmend auf das große Chartbild und Schaubild 1 der Analyse, hat der DAX somit die August-Tiefs aus dem Vorjahr verteidigt. Dies ist im Tageschart sehr deutlich zu erkennen:
Dass diese Bewegung im Trend verlief, zeigt sich deutlicher im Stundenchart:
Charttechnisch verlief diese Bewegung übrigens bis an die 12.400 Punkte heran, die wiederum einen prägnanten Bereich darstellt. Dazu schiebe ich die Skalierung im Chartbild des Stundenchart noch einmal enger zusammen. Hier rückt dann die Range aus Mitte Februar erneut in das Blickfeld, die uns immerhin zwei Wochen lang beschäftigte. Sie erinnern sich vielleicht?
Genau hier könnten sich die Bullen erst einmal festlaufen. Es ist ein schwieriger Bereich, wie wir noch aus dem letzten Monat wissen. Große Marktteilnehmer würden daher erst wieder nach Überwindung dieser Widerstandszone einsteigen. Dies wäre ab einem Kurs von 12.530 Punkten denkbar, wie folgendes Chartbild zeigen soll:
In Kombination der beiden gezeigten Chartinhalte Aufwärtstrend und Widerstands-Range tendiere ich hier vorerst zu Short-Trades an diesem Bereich. Diese Denkweise verstärkt sich noch einmal, wenn der Trend zu brechen droht. Spätestens unter den Tageshochs von Dienstag und Mittwoch wäre diese der Fall, konkret unter 12.260 Punkte. Erneut aufgezoomt im Stundenchart somit ab dieser optischen Schwelle:
Impulse können hier natürlich wieder aus den USA erfolgen – ob zu den Strafzöllen und der Reaktion seitens der EU oder an den kommenden Terminen aus dem Wirtschaftskalender. Hier stehen am Dienstag die US-Verbraucherpreise, am Mittwoch die Einzelhandelsumsätze und Freitag die EU-Verbraucherpreise um 11 Uhr an. Achten Sie bitte auf die Zeitumstellung. In den USA wird bereits dieses Wochenende umgestellt. Somit sind die Termine zeitlich versetzt!
Herzlichen Dank für Ihre Zeit, meine Vorbereitung der Handelswoche zu lesen. Viel Erfolg vorab und genießen Sie zudem die ersten Frühlingstemperaturen.
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)