Jeder Handelstag der vergangenen Woche endete im Minus. Mit mehr als 4 Prozent Wochenverlust ist der Deutsche Aktienmarkt nun wieder stark angeschlagen. Dabei hatten wir nicht noch vor wenigen Wochen eine neues Allzeithoch bei 13.596 Punkten gefeiert. Was ist indessen passiert und wie sollte man damit umgehen? Mein Versuch im Ausblick auf diese Fragen entsprechende Antworten zu finden, folgt einem kurzem Abriss der vergangenen Woche auf dem Fuß. Dabei definiere ich aus Sicht der Charttechnik für Sie meine möglichen DAX Ziele im Tageschart.
Dies geschah in der Börsenwoche
Eins vorweg: Der Verlust von mehr als 4 Prozent ist kein DAX-spezifisches Ereignis gewesen. Die Wall Street vollzog ähnliche Abschläge und damit hatte allein der Dow Jones den größten Punktverlust seit zwei Jahren und damit auch den größten Punktverlust in der Amtszeit von Donald Trump. Doch beginnen wir mit dem Wochenauftakt.
Dieser sah in der Tat noch nicht so negativ aus. Mit 13.370 Punkten konnte am Montag noch einmal kurz Schwung zu den Widerständen der Vorwoche aufgenommen werden. Überwunden wurden sie jedoch nicht. Es blieb ein kleines Tagesminus von 34 Punkten. Immerhin vollzog sich hier noch die Hoffnung auf Unterstützung im Bereich 13.150 bis 13.200 Punkten. Dort lagen einige Verlaufstiefs, wie das Chartbild am Dienstag noch aufzeigte:
Parallel dazu steuerte der Dow Jones auf die runde Marke von 26.000 Punkten zu. Ein erster Anlauf bei runden Marken dient mir persönlich meist als Einstiegssignal. Je nach Momentum kann hieraus ein lukrativer Pullback-Trade entstehen. So auch am Dienstag, wie Sie beispielsweise auf meinem Facebook-Kanal sehen konnten:
Mit entsprechendem Moneymanagement gelang dies auch. Gehandelt wurde dies übrigens bei JFD Brokers (für mehr Infos).
Der DAX hielt auch am Mittwoch noch die Unterstützung. Sie vollzog sich, wie das alte Bild aus der Vorwoche im Rückblick zeigt, hier im grünen Bereich:
Immerhin fand dort die Sitzung der amerikanischen Notenbank statt. Zinsänderungen gab es nicht, aber eine Änderung an der Spitze der FED. Janet Yellen wird von Jerome Powell abgelöst. Wie das Handelsblatt berichtet, findet am Montag die Vereidigung statt. Janet Yellen hat in ihrer Amtszeit zumindest im Ansatz das Ruder im Ankaufprogramm der Notenbank herumgerissen. Zudem gelang ihr die leichte, aber stetige Entfernung von der Nullzinspolitik. Und das in einer Phase des politischen Umschwungs in den USA.
Zurück zum DAX: Er fand dann am Donnerstag keinen Halt mehr an besagter Unterstützung und rauschte deutlich tiefer. Damit war das Szenario aus der Vorwoche (Chartbild als Rückblick) eingetreten:
Dieses Chartbild fortgesetzt, fand der Rutsch sehr eindeutig und auf breiter Basis statt. Dem konnte sich kein DAX-Wert entziehen. Das Schaubild des Stundencharts illustriert die Dynamik noch einmal und zeigt den Bereich, den scheinbar viele Charttechniker im Fokus hatten:
Damit steht er in etwa auf Höhe der Dezember-Tiefs aus dem Vorjahr.
Fehlausbruch am Allzeithoch führt zu Umkehrsignal
Auf die Tatsache, dass wir im DAX nur einen Tag ein neues Allzeithoch sehen konnten, folgte eine psychologische Erklärung. Im Vorfeld sahen wir bereits eine sich aufbauende Spannungskurve. Während an der Wall Street die Rekordmarken fast täglich neu justiert werden mussten, verweilte der DAX eher lustlos in einer Seitwärtsphase. Mit dem Ausbruch daraus gelang eine Überschreitung des bisherigen Allzeithochs erst mit einem GAP und wurde am Folgetag bereits mit dem GAP-close negiert. Dazu noch einmal das eben gezeigte Chartbild mit der entsprechenden Markierung:
Psychologisch wurden hier die Erwartungen der Marktteilnehmer erfüllt. Es gab ein neues und lange ersehntes Allzeithoch. Durch das GAP und die schnelle Korrektur dieses Ausbruchs wurden sinngemäß die neuen Bullen an dieser Stelle kalt erwischt. Bisherige Investoren hatten vermutlich bei einem neuem Verlaufshoch im Sinne der Markttechnik ihre Stopps entsprechend näher an den Marktkurs gezogen. Der Rücklauf zur gezeigten Unterstützungszone war noch in Ordnung, verursachte er doch „nur“ bei den jüngst neu eingestiegenen Marktteilnehmern Bauchschmerzen.
DAX-Signale bei vielen Marktteilnehmern
Doch der Bruch dieser Zone war letztlich Auslöser für eine Art Stopp-Lawine. Hier vereinten sich mehrere Signale auf unterschiedlichen Zeitebenen und sorgten für einen Angebotsüberhang am Aktienmarkt. Die Wall Street stützte diesmal nicht, sondern hatte die gleiche Richtung eingeschlagen. Folglich kam es im ersten Schritt zu einer starken Bewegung zur runden Marke von 13.000 Punkten und wenig später zum nächsten Schub bis zu den Dezember-Tiefs. Damit war für Jedermann das Umkehrsignal sichtbar, nun auch im Tageschart. Ebenso auf Monatsbasis, denn mit diesem schwachen Februarstart wurde nicht nur die Performance vom Januar ausradiert, sondern wie schon im Wechselspiel von starkem Oktober zu schwachem November / Dezember zu sehen war, eine alte Kursregion erreicht.
Hier sehen Sie die entsprechenden Monatsbilanzen, welche sich paarweise gegenseitig aufheben:
Keine Unterstützung vom Euro – Die Korrelation zum DAX passt wieder
Vielfach mit einbezogen in die Handelsentscheidungen war das Wechselkursverhältnis vom Euro zum Dollar. Ein starker Euro schwächt die potenziellen Chancen der Exportwerte und deren Gewinnaussichten. Dieser Belastungsfaktor kam erneut hinzu, denn der EUR/USD stieg nach einer kurzen Konsolidierung um 1,24 zur FED-Sitzung bereits am Donnerstag wieder in Richtung Mehrjahreshochs an.
Für das Trading bedeuten solche Konsolidierungsphasen im übergeordneten Trend oftmals gute Einstiegsmöglichkeiten. Auch dies zeigte ich in der Vorwoche in meinen Kanälen auf:
Die dabei ausgegebenen Ziele waren im Stundenchart ersichtlich und gegen Abend auch angelaufen worden:
Was sagt uns dies für die kommenden Handelswoche im DAX?
Ausblick auf die „Woche danach“ und DAX-Ziele im Tageschart
Etwas reißerisch formuliert, wird die „Woche danach“, also nach dem Kursrutsch, sehr bedeutsam werden. Nach dem Blick auf den Stundenchart mit den Dezembertiefs skaliere ich noch eine Zeiteinheit höher, um die Brisanz deutlicher zu gestalten. Denn im aktuellen Bereich befand sich der DAX schon mehrfach und konnte von so genannten „Schnäppchenkäufern“ im vierten Quartal 2017 gestützt werden:
Gelingt dies nun wieder? Aus diesem Chartbild heraus ist das schwer zu sagen. Daher füge ich noch eine weitere Meinung hinzu. Streng genommen kann man diese „Dips“ auch als fallende Tiefs interpretieren:
Würde der DAX am Montag auf Basis XETRA unter 12.750 fallen, stärkt es diese Sichtweise. Daraus abgeleitet wären noch tiefere Kurse nicht nur denkbar, sondern sehr realistisch. Denn von der Verbindung dieser Punkte geht im Tageschart eine Trendlinie aus. Sie stößt recht genau auf die nächste im Chartbild ersichtliche Unterstützung:
Mit 12.600 Punkten etwa könnte man also anfreunden, wenn der Druck hier am Montag seine Fortsetzung findet. Nach der Dynamik ist jedoch auch die Wahrscheinlichkeit für die „Schnäppchenjäger“ nicht zu leugnen. Das Umfeld im Sinne von mangelnden Anlagealternativen spricht weiterhin langfristig für ein Engagement in Aktien. Beispielsweise hat Daimler erst in der Vorwoche die Dividende erhöht und selbst die stark leidende Deutsche Bank AG konnte, wenn man die Steuereffekt in den USA einmal ausklammert, den internen Sanierungsweg fortsetzen.
Für eine Gegenbewegung bzw. einen Pullback ist die ehemalige Range daher ein gutes Ziel. Im Tageschart wirkt er optisch etwas verloren:
Ziel ist hierbei „nur“ die 12.850 und dies ist auch nur korrektiv, denn der Trend im Tageschart ist schon sehr deutlich geworden und damit dominant. Insgesamt begrüße ich diese Konsolidierung. Spült sie doch die „schwachen“ und stark gehebelten Kräfte aus dem Markt und legt eine gesunde Basis für langfristige Entwicklungen. Dies soll kein Angriff auf die Trader sein, aber für diese Marktteilnehmer das Gespür für Risikomanagement wieder wecken. Mit der steigenden Volatilität ist dies unabdingbar und der Blick auf die großen Zeitebenen, insbesondere auf die DAX Ziele im Tageschart, von Vorteil.
An Terminen ist nach der EZB-Zinsentscheidung und der FED in der vergangenen Woche nun noch die Bank of England am Donnerstag wichtig. Bis dahin sollte der DAX jedoch eine Tendenz aufgezeigt haben.
Bis dahin wünsche ich Ihnen viel Erfolg, eine spannende Zeit und gewinnbringende Trading-Ideen.
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)