Gewinnmaximierung im Daytrading

Wege zur Gewinnmaximierung

Losgelöst von Einstiegen, Ausstiegen und der Stoppsetzung gibt es nur zwei grundlegende Varianten zur Gewinnmaximierung im Daytrading. Entweder fokussiert sich der Trader auf kurze Zeiteinheiten und generiert damit sehr viele Signale für seinen Handel oder er spezialisiert sich auf wenige Signale in den mittleren Zeiteinheiten. Letztere Handelsstrategie ist auf einen höheren Punkteertrag ausgerichtet. Kann man dies wirklich immer so pauschal trennen? Ich sage NEIN und werde dieses Statement in diesem Artikel anhand einer konkreten Transaktion belegen.

Gewinnmaximierung in zeitlicher Begrenzung

Daytrading widmet sich per Definition den Chancen innerhalb eines Handelstages. Damit ist die Haltedauer einer Position vorab limitiert. Risiken während der handelsfreien Zeit (in der Regel die Nacht bei Aktien und deren Indizes) können somit isoliert werden und jeder Tag beginnt ohne Positionierung mit einem objektiven Fokus auf den Marktverlauf. Die Haltezeit variiert somit im Daytrading zwischen wenigen Sekunden (Scalping) bis Stunden (Positionierung). Je nach Setup ergeben sich mehrere Einstiegsmöglichkeiten und positive Chance-Risiko-Verhältnisse. Das Sammeln dieser einzelnen Ergebnisse der entsprechenden Trades ist die Grundlage für die Gewinnmaximierung am jeweiligen Handelstag. Viele kleine Transaktionen mit überschaubaren Gewinnen summieren sich dabei zu einer attraktiven Summe. Stellvertretend dafür habe ich bereits im Artikel Scalptrading eine Stundenperformance mit Orderbuchausdruck vorgestellt.

Kombination der Ansätze

Um dem eingangs dargestellten Dilemma zu entfliehen, bleibt nur die Möglichkeit der Vermischung von Scalping mit Positionierung. Diese gestaltet sich wie folgt:
Scalping wird nicht rein aus dem Orderbuch oder im Tickchart betrieben, sondern im Kontext des übergeordneten Marktverlaufs. Nach einer Identifizierung der etablierten Bewegung des aktuellen bzw. vorhergehenden Handelstages sind diese Erkenntnisse auf tiefere Zeiteinheiten zu beziehen. Daraus resultiert eine Filterung der Scalping-Richtung. Innerhalb starker Trends werden nur prozyklische Signale gehandelt. Bei Ermüdungserscheinungen oder in erwarteten Umkehrszenarien entsprechend die antizyklischen Signale. Ziel ist es hierbei, einen kurzfristig ausgerichteten Trade in die nächsthöhere Zeiteinheit zu transferieren und ihn sozusagen „auszureizen“ bzw. „zu ziehen“. Gelingt dies, steht der Gewinnmaximierung nach erfolgter Stoppsetzung nichts mehr im Weg.

Umsetzung der Gewinnmaximierung

Zur Bestätigung stelle ich eine Transaktion im S&P-Future vor. Dieser tendierte auf Mehrtagessicht aufwärts. Eine Trendlinie ist über drei Tage hinweg zu zeichnen. Am betrachteten Handelstag eröffnete der S&P-Future mit einem GAP auf der Unterseite und schloss dieses innerhalb der ersten Handelsstunden.
(In der Bernakademie ist das Thema GAP-Trading ausführlich erarbeitet.)
In Folge dessen ließ das Kaufinteresse am Markt nach. Für mich stellte sich das Setup einer Short-Positionierung mit Stopp knapp über dem Vortageshoch und dem Ziel Aufwärtstrendlinie gekoppelt mit dem Pivotpunkt S1 als attraktiv heraus. Bei 863,75 Punkten spiegelte dies ein positives Chance-Risiko-Verhältnis wider (Risiko 5 Punkte und Ziel 7 Punkte) und beinhaltete die Option einer Gewinnmaximierung bei Bruch des aktuellen Aufwärtstrends, wie folgendes Bild zeigt.

Gewinnmaximierung im Daytrading - Einstieg


Der Marktverlauf bestätigte mein Szenario und erreichte das anvisierte Ziel innerhalb einer Stunde. Spätestens ab diesem Punkt konnte man nicht mehr von Scalptrading sprechen. Wegen der vermehrt aufgetretenen roten Candles entschied ich mich die Position nicht zu veräußern und den Gewinn von 5,75 Punkten pro Kontrakt zu vereinnahmen, sondern einen Stopp im Plusbereich zu setzen. Man kann an solchen Entscheidungsstellen jedoch ebenso Teilgewinne realisieren, jedoch nie ganz aussteigen – dies widerspricht dem Grundsatz der Gewinnmaximierung!

Gewinnmaximierung im Daytrading - Zieldefinition


Mein nächstes Ziel im Markt war der Bereich 850-852. Dort befand sich ein noch nicht geschlossenes GAP vom Vortag und das Eröffnungslevel des aktuellen Handelstages.

Auf Grund der Dynamik entschied ich mich kurz vor Erreichung dieser Zielzone einen Teilgewinn zu realisieren. Bei 853,75 Punkten im S&P500-Future entsprach dies genau 10 Gewinnpunkten und somit 500 US-Dollar pro Kontrakt Kapitalertrag.

Gewinnmmaximierung im Daytrading - Teilgewinne

Bis zum Handelsschluss wurde mein Stopp (im Gewinn!) nicht berührt und so entschloss ich mich, die Position weiter zu halten. Die Tatsache eines fast durchgehenden Handels der US-Future minimiert das Risiko durch Überraschungen bei der Stoppausführung (Stichwort Slippage) im Gegensatz zum DAX.

Am folgenden Morgen notierte der S&P-Future weitere 10 Punkte tiefer. Mein Buchgewinn hatte sich somit über Nacht verdoppelt und der Stopp konnte auf das Niveau des Teilverkaufs nachgezogen werden.

Gewinnmaximierung im Daytrading - Position am Folgetag


Fazit der Möglichkeiten

Wie hier vorgestellt kann es sich lohnen über den berühmten Tellerrand zu sehen und auch im Scalptrading die übergeordneten Zeiteinheiten und Signale zu berücksichtigen. Die sich daraus ergebenden Chancen sind zeitlich weniger anzutreffen aber dafür lukrativer in Bezug auf die absolute Summe an Punkten. Eine Gewinnmaximierung ist durch diese Kombination auf jeden Fall eine lohnende Option im Daytrading!

Bernecker1977 – Andreas Mueller