Wir nähern uns dem Fest der Liebe bzw. dem Fest des Schenkens. Dabei steht auch Schmuck auf dem Wunschzettel vieler Bürger und Bürgerinnen. Kein Wunder, dass sich in den Kaufhäusern bei den Juwelieren derzeit eine Menge Menschen drängen. Mit Sicherheit ist hierbei auch der Kauf von Gold in jeglichen Varianten wieder unter den Top-Ten auf den Einkaufslisten. Diese Nachfrage ist jedoch nicht maßgeblich für den Goldpreis, denn dieser wird vielmehr von der industriellen und „krisenbedingten“ Nachfrage gestaltet und sicherlich auch von den Spekulanten. Der Goldpreis verliert somit aus mehreren Gründen an Glanz. Ich widme mich hier vorrangig der Charttechnik mit einem Ziel auf der Unterseite und einem klaren Setup, ab wann Gold wieder attraktiv sein wird.
Ein paar Hintergrundinformationen zum Edelmetall Gold
Es dürfte bekannt sein, dass Gold als sicherer Hafen dient. Dies schrieb der Autor Marc C. Schmidt in seinem jüngsten Artikel und untermauerte es mit diversen Statistiken. Daraus ein kleiner Auszug:
Deutsche Gold-ETFs hatten einen Anteil an den weltweiten Zuflüssen in 2017 von rund 34 Prozent. Besonders beliebt ist hierzulande Xetra-Gold, das zuletzt sein zehnjähriges Jubiläum feierte. Insgesamt hält die Branche weltweit damit rund 2.357 Tonnen vor. 8,3 Prozent mehr als zum Ende des Jahres 2016.
Krisenherde finden sich auf internationalem Feld jede Menge. Ob die Provokationen von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, der langanhaltende Kampf gegen den IS in Syrien oder die neuerlichen Auseinandersetzungen in Jerusalem. Wer an Sicherheit und dabei an Gold denkt, hat genug Gründe für einen Kauf vorliegen. National kann man eher „nur“ von einer Regierungskrise sprechen oder vielmehr von der Unklarheit, welche Regierung wir im Jahr 2018 überhaupt haben werden.
Jedenfalls verliert der Goldpreis an Glanz in jüngster Zeit. Hat Gold vielleicht als „Krisenschutz“ ausgedient oder zumindest diese Stellung etwas eingebüst?
Dies möchte ich hier gar nicht diskutieren, sondern vielmehr auf die charttechnische Situation im Edelmetall aufmerksam machen und damit zur Chartanalyse überleiten.
Gold – Die langfristige Entwicklung
Hierbei möchte ich nicht die Geschichtsbücher bemühen und auf die großen Bewegungen zwischen den Weltkriegen oder zurück ins Mittelalter blicken, sondern „nur“ den Blick 10 Jahre zurück richten. Vielleicht haben Sie auch da schon den Goldpreis und dessen Entwicklung verfolgt. Ich tat dies und habe auch im kurzfristigen Zeitfenster immer wieder Gold gehandelt. Dabei erinnere ich mich noch recht deutlich an die Euphoriewelle in den Jahren 2010 und 2011. Die Immobilien- und Finanzkrise in den USA war teilweise gut verdaut und die Aktienmärkte begannen jenen Bullenmarkt, in dem wir uns bis dato befinden. Doch der Goldpreis spielte noch immer das Szenario „globale Krise“ und band eine Menge Kapital. Gold war IN und ich erinnere mich an Berichte, dass Goldhändler die Nachfrage kaum bedienen konnten. Ja, sogar einige Menschen mit Koffern voller Bargeld eine Umschichtung in Gold vornahmen, ohne konkrete Vorstellungen von dem Produkt dahinter zu haben. Ein fast schon reiner Nachfragemarkt. Wie üblich bei höherer Nachfrage als dem vorhandenen Angebot – der Preis steigt.
Konkret stieg er von 700 US-Dollar im Jahr 2008 auf rund 1.000 US-Dollar in 2009 und bis zum Hochpunkt Ende 2011 sogar auf 1.900 US-Dollar! Sie können sich bestimmt daran erinnern oder sich beim Lesen hier vorstellen, welche Schlagzeilen und Kursziele zum Goldpreis im Internet kursierten. Doch auch dieser Hausse folgte eine Ernüchterung. Mitte 2013 notierten wir wieder bei 1.200 US-Dollar und hatten Ende 2016 sogar Mühe, die 1.000 US-Dollar-Marke zu verteidigen. Binnen 10 Jahren sah man also eine Verdopplung mit fast erneuter Halbierung – ganz grob zusammengefasst und hier als Chartbild von finanztreff.de herauskopiert:
Als Charttechniker kann man in den letzten Jahren mit diesem Chartbild natürlich wenig anfangen bzw. wenig Signale daraus ableiten. Dazu müsste der Kurs schon unter 1.100 oder über 1.350 steigen. Dies dürfte uns bewusst sein, doch ist es für das große Bild immer von Vorteil, den Blick etwas weiter schweifen zu lassen.
Warum die 1.350 als Marke? An diesem Bereich scheiterte der Goldpreis in den letzten Jahren immer wieder. Zoomen wir den Chart auf 5 Jahre auf, wird dies schon deutlicher:
Nun kommen wir einem konkreten Handel schon viel näher. Mit der Ansicht wechsle ich nun auch vom „großen Blick“ auf die Chartdarstellung aus der Tradingplattform. Dazu nutze ich den Metatrader mit der Kursversorgung von JFD Brokers.
Gold im Tageschart klar angeschlagen
Zoomen wir somit in den Tageschart hinein, fällt im Kalendermonat März und Mai die runde 100er-Marke von 1.300 US-Dollar ins Auge. Hier schickte sich der Goldpreis an, diese Marke zu überschreiten. Es gelang in beiden Fällen erst einmal nicht und neuer Schwung musste generiert werden. Mitte August war es dann soweit: Der Goldpreis übersprang das erste Mal in diesem Jahr die 1.300 und zog sehr schnell weiter nach oben. Bis genau zu der aus dem großen Chartbild herausgearbeiteten Widerstandsmarke von 1.350 US-Dollar.
Der Ausbruch, welcher im Nachgang betrachtet nur ein Ausbruchsversuch (auch Fake Ausbruch genannt) war, endete bereits Mitte September wieder mit Kursen unter 1.300 Dollar. Die Bullen wurden geschlagen bzw. mussten sich geschlagen geben. Sie versuchten jedoch im November einen erneuten Angriff auf die 1.300 und schafften es wieder nicht, diese Marke zu überspringen.
Folgendes Chartbild soll illustrieren, wie der Goldpreis an Glanz verliert:
Soweit war auch die Hoffnung noch gegeben, die Marke zum Jahresende überspringen zu können. Doch aus der Konsolidierung, wie wir sie im Oktober mit Kursen um 1.270 Dollar und damit nur 3 Prozent Korrektur gesehen hatten, wurde nun ein größerer Rückschlag. In der letzten Wochen fielen wir sogar unter 1.250 Dollar und damit auf ein neues 4-Monatstief. Der Goldpreis verliert an Glanz und entfernt sich damit zusehends von seinem Widerstand. Auch wenn im Zuge der US-Leitzinserhöhung dieser Woche der Goldpreis mit 1.260 US-Dollar wieder leicht anzog, so ist dies doch eher als Korrektur zu sehen.
Im Tageschart lassen sich die Hochpunkte zu einem Abwärtstrend verbinden. In Kombination mit der ehemaligen Unterstützung bei 1.270 Dollar sind dies zwei charttechnische Argumente, die gegen einen verfrühten Kauf sprechen. Auch das habe ich bildlich aufbereitet:
Das sich daraus ergebende Ziel wäre noch einmal der Bereich um 1.220 bis zu den Tiefs aus Juli bei 1.207 und somit das Ziel der Bären:
Goldpreis wackelt vor Weihnachten, aber sicher nicht für immer
Für das Weihnachtsfest können Sie natürlich jederzeit Gold kaufen und es verschenken oder als Schmuck an sich bzw. der Familie „verankern“. Doch wer Gold als Anlagestrategie beimischt, sollte aus meiner Sicht auf ein Signal warten. Optisch billig im Vergleich zu September lasse ich hier als Argument nicht gelten.
Mein Plan wäre ein Einstieg in Gold erst oberhalb der gezeigten Widerstände. Im Chartbild somit:
Die Saisonalität spricht dafür, wie man in langfristigen Auswertungen der Performance pro Monat gut erkennen kann:
Doch noch ist „mein Signal“ nicht erfolgt. Daher übe ich mich bis dahin auf der Swing-Trading-Ebene in Geduld. Wer dem Markt nicht fern bleiben mag und auch in einer Zeit, in der der Goldpreis an Glanz verliert mit Gold handeln möchte, kann den Einstieg in Short bis zum Ziel der Bären suchen. Oder kurzfristigere Zeitebenen wie den 15-Minutenchart nutzen und dessen Intraday-Schwankungen handeln.
Viel Erfolg bei der Suche nach Einstiegen oder auch nach Geschenken für Weihnachten wünscht Ihnen
Andreas Mueller