Die Woche endete tiefrot am Aktienmarkt. Das Gewitter kam diesmal aus den USA selbst, wo die Kurse am meisten einbrachen – nicht nur auf das Wetter bezogen, sondern auch auf die frostige Stimmung bei den Bullen. Davon blieb auch der Deutsche Aktienmarkt nicht verschont. Mit mehr als 5 Prozent Wochenverlust konnte sich der DAX zwar gegenüber der Wall Street „noch gut halten“, aber im Chartbild visiert er nun das Jahrestief an. Auf die Auslöser dieser Bewegung und die aktuellen Kurslevel gehe ich nun konkreter ein.
DAX ist am Widerstand gescheitert
Es deutete sich für einige Trader schon am Montag an. Der DAX startete schwach in die Handelswoche und ignorierte den Widerstand aus der Vorwoche. Diesen hatte ich wie folgt skizziert (Rückblick):
Eine verhaltene Eröffnung deutete womöglich die Schwäche zum zum Wochenstart an. Hier fielen wir in der vorher definierten Handelsrange der Vorwoche bereits bis zum Mittag fast bis an das untere Band. Vermerkt hatte ich dies im Forum und den Social-Media-Kanälen:
Im weiteren Verlauf fiel der DAX im Tief am Montag bis auf 12.181 Punkte zurück und unterschritt damit die Triggermarke aus der Vorwochenanalyse (Rückblick):
Der Dienstag und vor allem die US-Notenbanksitzung der FED am Mittwoch konnte noch einmal für eine kleine Gegenwehr sorgen. Danach brachen die „Dämme“ allerdings. Mit 1,7 Prozent Abgaben am Donnerstag standen wir genau an der „Abrisskante“ – zeitnah hatte ich dies auf Facebook geteilt:
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Die Berührung der 12.000 kam näher und mit noch einmal 1,77 Prozent am Freitag durchbrach der DAX schliesslich nicht nur den gezeigten Aufwärtstrend, sondern auch gleich die 12.000er-Marke. Vom Wochenhoch am Montag bei 12.369 Punkten bis zum Tief am Freitag bei 12.818 Punkten legte er somit recht genau 500 Punkte nach unten zurück. Dies sieht man in der Wochenhistorie sehr deutlich:
Damit ist er ganz klar am Widerstand gescheitert. Das eingangs wiederholte Chartbild kann hierbei geupdatet und als Schaubild herangezogen werden:
Hintergründe der Kursschwäche
Was war passiert? Die Zinsen sind am Mittwoch in den USA wie erwartet angehoben worden. Daran lag es wohl kaum. Einige Personalien haben sich „erneut“ im Team von Donald Trump verändert. Auch das ist kein neuer Fakt, vielleicht aber die Art und Weise, wie dies geschieht. Personalien werden dort über Twitter kommuniziert. Ich persönlich hoffe, dass sich dies nicht durchsetzt. Sonst müssen wir alle wohl unsere potenziellen Geschäftspartner und den Chef bei Twitter abonnieren und regelmäßig prüfen, ob man noch „im Team“ ist. Bisher habe ich damit auf meiner Twitter-Präsenz nicht begonnen 🙂
Erschrocken war man wohl eher über die Neubesetzung der Stellen. Denn der US-Präsident Donald Trump hat nun in der Außen- und Sicherheitspolitik sogenannte „Hardliner“ im Team. Konkret soll Bolton im Jahr 2002 den Irak-Krieg maßgeblich vorangetrieben haben. Was diese „Strategie“ für das Atomabkommen mit dem Iran und die aktuell wieder entspannteren Gespräche mit Nordkorea bedeutet könnte, möchte ich lieber nicht weiterdenken. Sonst schweifen wir auch zu sehr von der Chartanalyse ab…
Ein dritter Fakt für die Kursschwäche an der Wall Street war der anstehende Handelskrieg. Das ist ein hartes Wort, aber anders kann man es nicht beschreiben. Nachdem die USA in den Verhandlungen mit Europa einen kleinen Rückzug eingeleitet hatte, ging der Blick nach China. Dort wurden nun chinesische Produkte im Gegenwert von bis zu 60 Milliarden Dollar mit Strafzöllen belegt. Die prompte Reaktion aus Peking listete ebenfalls Waren auf, welche mit Strafzöllen in Richtung USA belegt werden sollen. Zwar sind dies vorerst „nur“ 3 Milliarden Dollar, jedoch könnte dies der Anfang eines Handelskrieges sein. So sagte der chinesische Botschafter Cui Tiankai in den USA bereits sinngemäß, einen Handelskrieg aus Sicht Chinas „bis zum Ende ausfechten“ zu wollen.
Was immer dies bedeutet – für die Wirtschaft ist dies kein gutes Zeichen. Zölle verteuern Produkte, schränken damit die Konsummöglichkeiten aller Menschen ein und sorgen mittelfristig für eine Verteuerung der Produkte und letztlich für schmälernde Gewinne der Produzenten. In einer global vernetzten Welt muss man nun ganz genau hinsehen, welche Warenströme von welchen Unternehmen vollzogen werden.
So umfangreich kann man dies hier in Kurzform nicht erörtern. Sie sollten jedoch genau diese Fakten bei der Geldanlage berücksichtigen. Kurzfristiger betrachtet, sorgte dieser Mix jedenfalls für Unmut bei den Anlegern.
Hinzu kamen noch unternehmensspezifische Probleme wie der Datenskandal bei Facebook und der Börsengang der DWS, welcher de facto erfolgreich, jedoch in Summe weniger Einnahmen für die Deutsche Bank generierte, als ursprünglich anvisiert. Dies können Sie aber noch einmal gesondert vertiefend nachlesen:
Wie sich dies im Chartbild äußerte, stelle ich nun verbunden mit einem Ausblick dar.
Wochenausblick: DAX visiert Jahrestief an
Sie können es womöglich schon erahnen bzw. im aktualisierten Chartbild aus dem ersten Abschnitt dieser Analyse sehen. Der DAX visiert sein Jahrestief an und ist (je nach Einstellung der Zeitachse) nun an einer sehr wichtigen Schwelle. Analysiert man die Handelszeit XETRA von 9.00 bis 17.30 Uhr, würde der sogenannte „Schwarze Montag 2018“ nicht so stark ins Bild rücken, wie das Tief aus Anfang März. Das Fazit bleibt jedoch gleich: Wir notieren am Jahrestief:
Wer hier auf ein Doppel-Tief spekuliert, sollte vorgewarnt werden. Denn bei Ansicht des Chartbildes in der Zeiteinstellung des DAX-Futures von 08.00 bis 22.00 Uhr ist nicht nur der „Peak“ vom „Schwarzen Montag 2018“ deutlich zu erkennen, sondern eben auch der jüngste Wochenausklang. Dieser befindet sich unter 11.800 Punkten und bildet damit aus der Möglichkeit eines Doppel-Tiefs heraus eine andere Kursmarke aus:
Vergleichbar ist dies mit dem Dow Jones, welcher diesem Tiefpunkt nun bis auf rund 200 Punkte (oder weniger als 1 Prozent) nahekam:
Man muss hier jedoch „im Zweifel von einem Halt“ ausgehen. Alle oben genannten Ängste einmal zur Seite geschoben, gilt in der Charttechnik ganz objektiv „Unterstützung kaufen – Widerstand verkaufen“. Sicherlich nicht blind, dafür haben wir alle ein entsprechendes Risikomanagement, aber der Versuch an solchen Marken ist durchaus legitim.
Aus diesem Grund habe ich die Marken auch im Chartbild herausgearbeitet und spezifiziere die Möglichkeit einer Gegenbewegung bis zur 11.880 im ersten Schritt (grüner Pfeil) und danach ggf. bis zum Verlaufshoch am Freitag bei recht genau 12.000 Punkten (blauer Bereich):
Ein Bruch dieser Marke wäre für die Bullen nicht gerade von Vorteil – positiv formuliert. Denn der ganze Bereich aus Jahrestiefs (unabhängig, ob wir hier die Future-Handelszeiten oder XETRA betrachten) birgt erhöhtes Gefahrenpotenzial auf der Unterseite. Dies wird so richtig deutlich, wenn man sich den Tageschart ab Januar 2016 genauer ansieht. Von Aufwärtstrend im DAX kann dort seit Januar nicht mehr die Rede sein (grüne Trendlinie):
Die nächste Haltemarke ist aus diesem Chartbild erst wieder bei etwa 11.550 Punkte abzuleiten:
Die neue Handelswoche wird kürzer sein, da Ostern ansteht und am Karfreitag kein Handel stattfindet. Aber dafür ist sie wieder zeitlich harmonischer nach der Umstellung auf Sommerzeit bei uns heute Nacht.
Erwarten können Sie nach einem Blick auf den Wirtschaftskalender am Mittwoch Impulse aus den USA, wo das BIP und die Konsumausgaben veröffentlicht werden. Am Donnerstag werden die Konsumausgaben aus Deutschland und der US-Kerndeflator zu den Konsumausgaben (auf deutsche: Wie viel Geld gibt jeder Konsument pro Monat ohne Energie- und Nahrungsmittelkosten aus).
Für Spannung und sicherlich auch Volatilität ist gesorgt. Ich freue mich auf den Austausch und wünsche Ihnen einen angenehmen Wochenstart.
Ihr Andreas Mueller – Bernecker1977