Auf den ersten Blick blickt man auf ein sehr solides Wochenergebnis zurück, in dem der Deutsche Aktienindex um zwei Prozent zulegen konnte. Doch die Aufholjagd im DAX gegenüber der Wall Street wurde gerade von dieser erneut gebremst. Der „Schuldige“ – wenn man dies so nennen darf – war einmal mehr der US-Präsident Donald Trump selbst. Damit stehen die Zeichen nun wieder auf Uneinigkeit für die kommende Woche. Doch lesen Sie die Ereignisse etwas geordneter und meinen Ausblick dazu selbst.
Ein toller Tag rettete die Handelswoche
Schaut man sich die Woche im Detail an, fällt sofort ein einziger Tag ins Auge. Der Mittwoch war letztlich für die positive Woche verantwortlich, denn alle anderen Tage endeten im negativen Bereich. Dabei eröffnete der DAX schon am Montag „nur noch“ knapp unter der 12.000er-Marke und machte damit das mögliche Kaufsignal vom Quartalsende zunichte. Dies hatte ich in der Vorwochenanalyse wie folgt in Aussicht gestellt (Rückblick):
Grund war ein negativer Quartalsstart in den USA. Hier fiel der Dow Jones schon am ersten Handelstag des April, als der DAX noch das Osterfest ausklingen lies, massiv nach unten. Den zwischenzeitlichen Stand hatte ich im Forum an dieser Stelle dokumentiert:
Das Tief lag in der Tat wenig später bei 23.334 Punkten und so wurde die Spanne von Hoch zu Tief an diesem Tag auf 780 Punkte geschraubt! Eine Gegenbewegung setzte jedoch noch zum Handelsende hin ein und wurde an den Folgetagen ausgebaut. Dynamische 460 Punkte Handelsspanne am Dienstag und fast schon extreme 910 Punkte am Mittwoch lösten ein Reversal von rund 1.000 Punkte ab diesem Tiefststand aus.
Dem folgte der DAX zunächst am Dienstag mit einem weiteren kleinen Angriff der Bären und einer guten Trading-Möglichkeit, die ich mit JFD Brokers umsetzte und zeigte:
…um dann anschließend auch das Reversal-Thema zu vollziehen. Der Donnerstag brachte hier die Initialzündung und sie kam erneut von Seite der Wall Street. Hier drehten die Märkte bereits zur europäischen Handelszeit und somit auch die Indikation des Dow Jones fast aus dem Stand. Die Folge war ein völliges Aufholen der negativen Vorgaben und eine beeindruckende sowie recht lineare Gegenbewegung. Sie sehen dies noch einmal hier bildlich:
Dies ließ auch den DAX nicht kalt und sorgte für den stärksten (und wie eingangs erwähnt einzigen) Plustag der Woche. Als Historie ist diese kurze Woche mit vier Handelstagen noch einmal hier aufgeführt:
Auf den ersten Blick sehr positive Arbeitsmarktdaten vom privaten Dienstleister ADP vermeldet, gaben hierfür den Anstoß. Denn eine robuste Wirtschaft trotz Zinsanhebungen ist ein sehr gutes Zeichen für weiter steigende Konsumlaune. Diese könnte nur durch den drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China eingetrübt werden. Und genau dies geschah zum Wochenausklang. Wie das Handelsblatt (als Zitat) meldete:
Trump hatte am Donnerstag mitgeteilt, er habe die Handelsbeauftragten der US-Regierung damit beauftragt, weitere Zölle gegen China im Volumen von 100 Milliarden Dollar zu prüfen. Die chinesische Regierung will auf die neuerlichen Zoll-Androhungen gegebenenfalls mit Gegenmaßnahmen reagieren.
Wie wirkt sich dies nun auf das Chartbild aus? Immerhin verlor der Dow Jones am Freitagabend noch einmal ab dem Hoch betrachtet 700 Punkte. Eine sehr volatile Woche ging somit zu Ende, welche in der neuen Woche eine Fortsetzung erleben dürfte.
Neue Woche ebenfalls im Zeichen von Trump
Im Chartbild mit dem Bezug zum ersten Bild der Analyse waren wir zumindest kurzzeitig und mit einem Schlusskurs in die alte Range eingelaufen. Dies zeigt der 4-Stundenchart mit selbiger Farbgebung:
Um diese Range und damit ein Range-Trading zu ermöglichen, müssten wir sehr schnell wieder dorthin zurückkehren. Dann bliebe ein Durchmarsch durch die Range das Long-Szenario, wie schon in der Vorwoche ausgearbeitet. Optisch sähe dies so aus:
Was spricht dafür? Immerhin hielt sich der DAX am Freitag nachbörslich recht gut und entfernte sich nicht merklich von der 12.180er-Chartmarke. Dies könnte ein Indiz sein, dass die Marktakteure beim Handelsstreit zwischen China und den USA womöglich das Kapital in den DAX bzw. Europa umschichten. Ebenfalls positiv für den DAX ist der weiterhin schwache Euro und die Unentschlossenheit beim Goldpreis.
Dennoch sind die globalen Themen nicht wegzudenken. Ebenso wie der sich aufbäumende Konflikt mit Russland. Dies spricht geopolitisch dann für Unsicherheit. Aus Sicht der Charttechnik kommt hinzu, dass man auf der Unterseite das GAP nicht missachten sollte. Kommt die Range auf der Oberseite nämlich nicht ins Spiel, orientieren sich die flexiblen Marktteilnehmer schnell wieder an den Marken auf der Unterseite. Hierzu habe ich das noch offene GAP der Vorwoche einmal in den Vordergrund gerückt:
Im Stundenchart des XETRA-Zeitintervals sehen wir dies dann noch deutlicher und können konkrete Marken für das Trading ableiten:
Für die Bären wäre somit das Eindringen in den GAP-Bereich ein klassisches Signal für den Aufbau von Short-Positionen. Das Ziel liegt dabei wieder knapp unter 12.000 Punkten und würde vom Szenario her graphisch so aussehen:
Eine andere Chartansicht mit Trendlinien hatte ich bei Facebook einbettet. Denn einige Kollegen halten hier schon Ausschau nach einer neuen „Fallhöhe“ im Index:
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Neben diesen Signalen und den politischen Äußerungen gibt es natürlich auch in der kommenden Woche konkrete Wirtschaftstermine, an denen Bewegung einsetzen könnten. Herausgestellt wäre hierbei der US-Verbraucherpreisindex am Mittwoch und die EZB-Sitzung am Donnerstag. Ein Blick auf den Verbraucherpreisindex aus Deutschland am Freitag schadet sicher auch nicht, ist jedoch nicht das „Highlight“ der Woche aus Sicht von Volatilität und Marktsignalen zu betrachten. Ob damit die Aufholjagd im DAX weitergehen kann, ist eine sehr spannende Frage!
Ich wünsche Ihnen tolle Trades an der Börse und ein immer diszipliniertes Risikomanagement!
Ihr Andrea Mueller (Bernecker1977)