CFD-Handel mit Hebel und Margin trotz ESMA-Regeln

Wir haben die Regulierung von Brokerkonten seitens der ESMA alle vernommen. Sie erging an alle aktiven CFD-Trader zum Jahresstart und hatte zur Folge, dass man hier eine aktive Entscheidung treffen musste. Welche Folgen das letztlich haben wird und wie man die ESMA Regeln womöglich schneller als durch die Behörde gedacht umgehen kann, wird hier anhand des konkreten Prozesses aufgezeigt.

 

Broker und ESMA

Von seitens der Broker erging an alle Kundenaccounts folgender Vorschlag, den ich hier stellvertretend noch einmal abbilden möchte.

Die ESMA hat eine Reihe von Vorschlägen vorgelegt – die sich auf Privatkunden beziehen – um zu versuchen, die Verhaltensstandards in der gesamten Branche zu erhöhen. Wir unterstützen diese Änderungen weitgehend, sind jedoch der Ansicht, dass die Beschränkungen der Hebelwirkung unverhältnismäßig und zu restriktiv sind. Die vorgeschlagenen Hebelbeschränkungen der ESMA lauten:
30:1 Hebel für Hauptwährungspaare = 3,33% Margin
20:1 Hebel für die wichtigsten Indizes = 5% Margin
10:1 Hebel für Rohstoffe (Gold nicht eingeschlossen) = 10% Margin
5:1 Hebel für Aktien = 20% Margin

 

Doch vor allem dieser Eingriff in die Hebel, und damit einhergehend der mögliche Gewinn und Verlust, ist für viele Trader ein nur schwer zu akzeptierender Umstand. Denn dabei werden Anleger gänzlich anders behandelt als Trader. Gibt es dennoch Auswege für Trader?

Die eine Möglichkeit ist es, einen Broker zu wählen, der nicht der ESMA-Regelung unterliegt. Doch ergeben sich daraus wieder neue Risiken und vor allem geht dann die vielgelobte Transparenz verloren.

Aus diesem Grund stellen wir Ihnen nun den wohl sinnvollsten Weg vor, die neuen Regeln der ESMA zu umgehen. Diese haben mit der Klassifizierung der Trader selbst zu tun. Denn nur „Privatkunden“ unterliegen der ESMA-Regelung. Um den Privatkundenstatus im Sinne eines Tradings mit weiterhin selbstbestimmtem abzugeben, sollten Sie folgende Schritte erwägen.

 

Broker-Fragen

Ausfüllen müssen Sie dabei folgendes Formular, welches Ihnen Ihr Broker sicherlich zugesendet hat. Dabei ist für den Wechsel des Status erforderlich, zwei Kriterien zu erfüllen. Aus meinem Umfeld weiß ich, dass zumindest der Punkt 1 kein Problem darstellt. Man sollte sich (hart formuliert) auch nicht Trader nennen, wenn man dies nicht erfüllt.

Beim Punkt 3 könnten sicher auch einige mit ruhigem Gewissen ein Häkchen setzen, da schon der selbständige Bereich des Traders oder eine redaktionelle Tätigkeit im Finanzumfeld dafür ausreichend scheint. Allein auf der Invest 2018 (dazu ein kleiner Artikel) traf ich eine Menge Blogger, welche über ihr Trading berichten.

Einzig Punkt 2 ist eine „Gewissensfrage„. Was genau zählt hierzu? Firmenbeteiligungen können ebenso Teil eines Investment-Portfolios sein, wie eine eigene genutzte Immobilie. So zumindest könnte man es auslegen und damit auch diesen Punkt bejahen, sollte Punkt 3 doch nicht für Sie nicht in Frage kommen. Denn aufgrund der Schnelligkeit einer Antwort fragt man sich, wo und ob überhaupt eine Prüfung seitens der Broker bzw. der ESMA (welche diese Regeln auferlegte) erfolgen kann.

Genauso sah die Abfrage beim Broker IGmarkets jedenfalls vor einigen Woche in meinem Postfach aus. Andere CFD-Broker hatten nur ein anderes „Design“, aber inhaltlich natürlich die gleichen Abfragen an uns Trader:

Grundaufbau der ESMA-Fragen

 

Nach dieser Auswahl kommen noch vertiefende Fragen. Dazu Punkt 1:

Vertiefende ESMA-Frage zum Handelsvolumen
Vertiefende ESMA-Frage zum Handelsvolumen

 

Und der angesprochene Punkt 3, welcher auf Ihre Erfahrungen im „Business“ abzielt. Sie können gerne testen, wie hier auch als Arbeitgeber das Donald Duck Heft durchgeht…

 

Erfahrungen als Trader: ESMA-Regulierung
Erfahrungen als Trader: ESMA-Regulierung

 

 

Auswirkungen auf das Trading

Sollte man den Privatkundenstatus behalten wollen bzw. nicht auf die Fragen reagieren, ergeben sich diese Anforderungen für Ihr zukünftiges Trading:

ESMA Vorschläge führen zu erhöhten Marginanforderungen
Markt Größe Aktuelle Margin Vorgeschlagene Margin (ESMA)
EUR/USD 1 Standard-Kontrakt 611 $ 4.073 $
Deutschland 30 1 Standard-Kontrakt 1.650 € 16.500 €
Öl – Brent Rohöl 1 Standard-Kontrakt 1.035 $ 6.900 $
Apple 1000 Aktien 8.950 $ 35.800 $

 

Doch sollten Sie stattdessen als professioneller Kunde klassifiziert werden, betrifft Sie dies nicht. Aber Sie verlieren einige der Schutzmechanismen, welche für private „Trader“ gelten. Auf diese wird natürlich auch aufmerksam gemacht, wie hier auszugsweise zu sehen ist:

Warnhinweise bei den ESMA-Regeln
Warnhinweise bei den ESMA-Regeln

 

Dieser Umstand sollte immer bedacht werden, bevor man den hier aufgezeigten Weg geht und weiterhin mit hoher Margin, aber selbstbestimmt handeln möchte. Bereits vor wenigen Wochen hatte dazu Michael Hinterleitner einen langen Artikel verfasst und seinen Unmut geäußert:

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Mehr Informationen

 

Denn letztlich ist dieser Schritt auch für die Broker ein Problem. LYNX beendet wohl den CFD-Handel und IG Markets warnt seine Anleger vor schlechten Umsatzzahlen. Profitieren werden wohl in erster Linie die Zertifikate-Anbieter. Dies als Randnotiz.

 

Die neue Klassifizierung als professioneller Kunde

Hat man das aufgezeigte Prozedere durchlaufen, erfolgt die Prüfung seitens des Brokers binnen weniger Tage. Das Feedback kommt umgehend in Form einer grünen Mail:

 

ESMA ausgefüllt: Prüfung
ESMA ausgefüllt: Prüfung

 

Wie schon angedeutet, erschließt sich mir nicht, wie man diese Angaben prüfen sollte. Hierbei möchte ich keiner Institution etwas unterstellen, doch gefühlt glaube ich kaum, dass hier auch wirklich alle Arbeitgeber geprüft wurden können. In meinem Falle und von einigen befreundeten Bloggern ausgehend, kam auch keine Mail oder zumindest ein Anruf bei der info-Mailadresse zwecks Nachfrageersuchen. Ebenso ist es in meinen Augen fast unmöglich, ein Investment-Portfolio mit der entsprechenden Höhe einer Privatperson zu überprüfen. Es muss also ein hohes Maß an Vertrauen gegenüber dem Kunden bzw. dessen Eigenverantwortung erfolgen. Wer nicht geschützt werden will, der kann dies also umgehen.

 

Schon wenige Tage nach der abgesendeten Formulare kann die Genehmigung als einfache Mail zugestellt werden. Damit ist das Thema ESMA Regulierung quasi umgangen, da weiterhin die Marginsätze wie zuvor Gültigkeit besitzen. Meine Mail lautete so:

 

ESMA Regulierung erfolgt
ESMA Regulierung erfolgt

 

Damit war der Fall erledigt. Auf Ihre Entscheidung möchte ich hier keinen Einfluß nehmen, sondern nur den Prozess und meine Gedanken hinter den Auswahlmöglichkeiten darstellen. Festlegen muss sich jeder selbst, wie er in der Datenbank des Brokers und letztlich auch bei der ESMA eingeordnet sein möchte. Wer hier bereits eine Erklärung abgegeben hat, kann diese sicher noch revidieren, ähnlich der Risikoklassifizierung bei einem depotführenden Bank.

Wie auch immer Ihr Umgang mit den ESMA Regeln sein wird, halten Sie sich auf jeden Fall beim Trading mit CFDs und einem  Hebel an ein (wie auch immer ausgearbeitetes) Risikomanagement und schützen Sie so Ihr Kapital!

 

In diesem Sinne wünsche ich viel Erfolg – Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)